Bayerns Confiserien und Schokolatiers verwöhnen mit exotischen Sorten die Fangemeinschaft edlen Naschwerks. Ein leises Knacken und herrliche Süße breitet sich im Mund aus -- für viele Menschen sind Schokolade und Pralinen ein Stück vom Glück.
Der Genuss der feinen Schokoladen wird immer mehr zum Lebensgefühl. Und immer öfter auch ein Weg, ihren Lebensstil auszudrücken. Denn hochwertige Produkte sind gefragter denn je, neuen Geschmacksrichtungen wie Chili und Bratapfel sind keine Grenzen gesetzt.
"Die Nachfrage nach Qualitätsprodukten steigt enorm", sagt Bernhard Meßmer von der Münchner Agentur "Einfach genießen". Für eine gute Schokolade ist für Meßmer die Qualität der Kakaobohne entscheidend. "Von ihr hängt ab, ob Schokolade wie guter Wein einen Nachhall im Mund hinterlässt", sagt der gelernte Betriebswirt, der heute Weinverkostungen für seine Kunden veranstaltet und dabei auch die Kombination von Wein und Schokolade ins Programm aufgenommen hat.
Schokolade muss für Meßmer zart schmelzen und darf auch trotz hohen Kakaoanteils niemals nur bitter schmecken. Wiewohl der Kakaoanteil ohnehin nicht überschätzt werden dürfe: "Es gibt wunderbare weiße Schokolade, obwohl die nur Kakaobutter enthält." Er attestiert vielen Menschen ein Streben zu besseren und ursprünglicheren Lebensmitteln. "Was vor zehn Jahren beim Wein begann, setzt sich heute bei der Schokolade fort." Schokolade, gewürzt mit rosa Pfeffer
Der Genuss der feinen Schokoladen wird immer mehr zum Lebensgefühl. Selbst Nobelmodemarken wie Versace veranstalten für ihre Kunden Champagner- und Schokolade-Verkostungen. Auch lehrt in seinen Wein- und Schokolade-Seminaren, welcher Wein mit welcher Schokolade harmonisiert oder einen spannenden Gegensatz an den Geschmacksknospen bildet. "85 Prozent aller Schokoladen passen gar nicht zu Wein, zehn Prozent sind gut und nur fünf Prozent sind wirklich lecker", sagt . Für ihn ist eine Rosé-Auslese mit einem Stück Schokolade, gewürzt mit rosa Pfeffer, sehr nah an der Perfektion.
Solch köstliche Schokolade-Kreationen lässt sich auch Michael Dillinger einfallen. Der gelernte Konditor aus Landsberg am Lech tüftelt in seiner "Meisterwerk Chocolaterie" an immer neuen Geschmacksrichtungen seiner handgeschöpften Schokoladen und Pralinen. Für ihn ist sein Beruf eine Berufung. "Schokolade ist ein edler Stoff, eine Götterspeise. Allein in der Kakaobohne stecken über 600 Aromen." Diese Vielfalt möchte Dillinger in jede seiner Tafeln gießen. "Der Trend geht zu einem ganz bewussten Genuss. Schokolade wird zelebriert", sagt Dillinger. Jede Tafel ist rund
Besonders ist bei Dillingers Tafeln auch Form und Verpackung. Jede Tafel ist rund und in einem hübsch gestalteten Karton verpackt. Bei Dillinger wird die weiße Schokolade zur Weisheit, die Dunkle zur Veredelung oder Vollmilch zur Vollendung. "Grafik, Namensgebung -- ich möchte, dass alles zur Qualität des Produkts passt", sagt der 34-Jährige. Sorgfältig wählt er den Kakao aus, den er weiterverarbeitet. "Wir beziehen ihn über kleine Produzenten, bei denen das Wissen über die richtige Bearbeitung der Pflanzen und Bohnen seit Generationen weitergegeben wird."
Fünf bis zehn Tonnen Schokolade verarbeitet Dillinger in seiner Küche, im Winter ist er mit seinem Team sieben Tage im Einsatz. Zu seinen Favoriten in der kalten Jahreszeit gehört Bratapfel-Schokolade. "Apfelgeschmack verbunden mit Calvados, sehr fein. Aber für ihn ist Schokolade nicht nur ein Genuss im Winter. "Im Sommer wagen wir uns an leichtere Kombinationen mit Früchten", sagt er.
Solche Geschmackserlebnisse lassen sich immer mehr Schokoladenliebhaber auf der Zunge zergehen. Am liebsten sogar mit selbst hergestellten Pralinen. Die Confiserie Burg Lauenstein bietet für solche Schokoladenfans Pralinenseminare an. In der Manufaktur bei Ludwigsstadt in Oberfranken werden das ganze Jahr von den Profis über 300 Tonnen Pralinen hergestellt, doch an einigen Wochenenden werden hier Laien in die Geheimnisse der Chocolaterie eingeführt. "Der Drang der Kunden nach Wissen über Schokolade und Pralinen ist immer größer geworden", sagt Veronika Kaub, Gesellschafterin der Confiserie. Hausfrauen, Hobbyköche aber auch Konditoren lernen von den Meistern. Dabei werden nicht nur die beliebten Marzipanröllchen hergestellt. "Es gibt neue, großartige Kombinationen mit Balsamico, Chili oder Safran", sagt Kaub. Schokolade in einer Glasvitrine "Vollmilchschokolade mit Meersalz -- ein Genuss", sagt auch Silvia Stancsics über ungewöhnliche Geschmackvariationen. In ihrem Laden "Stancsics Schokoladen" in München werden Schokolade und Pralinen wie wertvolle Schmückstücke präsentiert. In einer Glasvitrine reihen sich Ingwerspitzen, neben Trüffel oder hauchdünnen Schokoplätzchen. In den weißen Regalen liegen die feinsten Schokoladen aus Spanien, Deutschland oder Österreich. "In diesem Laden soll die Schokolade im Vordergrund stehen, sonst nichts", sagt Silvia Stancsics. So wie Stancsics Schokoladen haben immer mehr edlen Läden in München Schokolade angeboten: "Götterspeise", "Stollberg Schokoladen" oder "Chocolate and more" sind nur einige der Tempel für Schokoladen-Liebhaber.
Dreieinhalb Jahre hatte Silvia Stancsics vor der Eröffnung recherchiert, Chocolatiers besucht, Pralinen getestet und das Konzept für ihren Laden entworfen. "Schokolade ist kein putziges Produkt und ich will sie auch nicht so präsentieren und verkaufen", sagt sie über ihr puristisches Geschäft.
Stancsics' Pralinen werden bei kleinen Herstellern im Münchner Umland von Hand gemacht. "Trüffelpralinen werden bei uns nicht in eine Schokoladenhohlform gegossen, sondern haben nur eine ganz zarte Hülle", sagt sie. Ein Genuss -- und kleines Stückchen Glück.