Whiskey - bisher ein überwiegend männliches Thema
Noch sei Whisky ein überwiegend männliches Thema, wirbt die Schule. Doch die Zahl der selbstbewussten Whisky-Genießerinnen steige rasant. „Häufig wollen die Frauen mitreden können, wenn ihre Männer über ein kleines Whisky-Arsenal verfügen“, erklärt Seminarleiterin Monika Edenhofer. Whisky-Neuling Birgit Weiß, die das Seminar ausprobiert hat, findet die Idee „ganz charmant“, sich der Spirituose ohne Männer nähern zu können. „Ich trinke ganz gern mal einen Whisky“, sagt sie, „aber eigentlich habe ich keine Ahnung.“
Theoretischer Hintergrund, praktischer Trinkgenuss
Das Seminar zu 85 Euro bietet ihr den theoretischen Hintergrund zum praktischen Trinkgenuss. Zehn Frauen aus München, vom Tegernsee und sogar aus dem Allgäu haben sich im Seminarraum eingefunden, schnuppern, schwenken, probieren. Sieben Whiskys werden getestet, dazu gibt es Wasser und Brot. Konzentration ist gefragt.
Ungewöhnliche Aromen - von Rauch bis Torf
Feige, Himbeere und Pfirsich mag man von Weinbouquets gewohnt sein. Heu, Schokolade, Zimt und Leder sind schon ein bisschen ungewöhnlicher. Bei Whisky spielen zudem Rauch und Torf eine wichtige Rolle. Wie kann es sein, dass ein aus Getreide gewonnener Brand nach Früchten duften kann, aber gleichzeitig auch nach einem rauchigen Kellerraum?
Rauch hindert das Getreide an der Keimung
Im Laufe des Seminars, bei dem die Frauen Whiskys aus Schottland, Irland, Deutschland, Amerika und Japan verkosten, wird die Frage geklärt. Einerseits spielt das verwendete Wasser eine Rolle, andererseits beeinflusst das Feuer, dessen Rauch das eingeweichte Getreide nach fünf bis neun Tagen an der fortschreitenden Keimung hindern soll, den Geschmack und verleiht der Spirituose Intensität.
Bucheholzfeuer macht Whiskey mild
Wird Torf verbrannt, dann schmeckt auch das fertige Produkt später nach irischen Mooren. Brennt stattdessen ein Buchenholzfeuer – wie bei der Slyrs Destillerie am Schliersee –, dann wird der Whisky weich und mild. Gerade der heimische Slrys kommt gut an bei den Frauen, die sich beim Seminar auf die Geschmacksreise begeben haben.
Frauen an Aromen, Männer an Herstellungsprozess interessiert
Die Männer, berichtet Seminarleiterin Edenhofer, seien eher an der Geschichte und dem Herstellungsprozess interessiert. Die Frauen hingegen seien vor allem von den unterschiedlichen Aromen fasziniert. Sie selbst sei in München geboren, wuchs mit dem typischen Malzgeruch des Bieres auf. Doch die vielfältigen Aromen des Getreidebrands hätten es ihr besonders angetan, erklärt Edenhofer und fordert die Damen auf, fleißig an verschiedenen Aromatöpfchen zu schnuppern, um die Nase zu sensibilisieren.
Die Magie geschieht im Fass
Wasser und Feuer sind wichtig, doch die Magie geschieht im Fass. Der Hochprozentige – Whisky muss mindestens 40 Prozent Alkohol haben – reift über Jahre im Holz. 10 Jahre, 12 Jahre, mancher auch 25 Jahre. In dieser Zeit nimmt das edle Getränk die Aromen des Fasses auf. Der amerikanische Bourbon zum Beispiel lagert mindestens zwei Jahre in neuen, innen angekohlten Eichenfässern. Viele schottische Whiskys hingegen, die meist deutlich länger reifen, werden häufig in Sherryfässern gelagert. Wieder andere Destillerien nutzen alte Weinfässer.
So trinkt man Whiskey
Seminarleiterin Edenhofer klärt die Frauen darüber auf, ob Eiswürfel in den Whisky gehören (eher nein), ob ein Anwärmen des Glases wichtig ist (nicht unbedingt) und welche Gläser sich am besten eignen (unten bauchig, oben enger).
Die Ästhetik der Flasche
Die Frauen werfen auch ein Auge auf die Ästhetik. „Die Flasche ist aber schön“, sagt eine von ihnen verzückt. Gemeint ist der „Blanton’s Original Single Barrel“, ein Bourbon und der eindeutige Favorit von Teilnehmerin Birgit Weiß. Für sie ist nach der Geschmacksreise vom Schliersee in die schottischen Highlands, von Irland über Japan bis nach Kentucky klar: „Ich bleibe bei meinem Bourbon.“
SUSANNE BÖLLERT